BISp SHT

BISp-Tagung fördert offenen Diskurs zu Schädel-Hirn-Traumata und Kopf­erschütterungen im Sport

Am 21.06.2022 trafen sich in Berlin Vertreterinnen und Vertreter aus Wissenschaft, Sportpraxis und Politik, um über die Thematik der leichten Schädel-Hirn-Traumata (SHT) und sich wiederholenden Kopferschütterungen, wie sie zum Beispiel beim Kopfballspiel vorkommen, zu diskutieren.

Dabei stand neben der Vorstellung BISp-geförderter Forschungsprojekte auch der Austausch über aktuelle Forschungsstände im Blickpunkt. Inhaltlich wurde die Tagung mit einer Keynote von Prof. Dr. Dr. Claus Reinsberger (Universität Paderborn) zum Thema "Forschung und Erkenntnisstand zum leichten Schädel-Hirn-Trauma - Aktuelle Situation und künftige Entwicklungen" eröffnet. In seinem Vortrag gab er einen Einblick in die Vielschichtigkeit des Themas. Insbesondere die Vielzahl der bei der Tagung vertretenen Fachrichtungen zeigte, wie komplex das Thema ist und verdeutlicht gleichzeitig den hohen Bedarf am wissenschaftlichen Austausch, dem das BISp auch zukünftig in ähnlichen Formaten großen Raum geben möchte.

Weiter im Programm ging es mit ausgewählten Erkenntnissen aus dem BISp-Förderschwerpunkt SHT. Auch das BISp hatte sich bereits 2013 der Thematik angenommen und unterstützt bzw. initiiert seitdem vielfältigste Aktivitäten. Im Rahmen des Förderschwerpunkts konnten bereits zahlreiche Studien gefördert werden. Der Fokus der im Rahmen dieses Programmpunkts dargestellten Projekte lag zum einen auf der Untersuchung der Epidemiologie des Kopfballspiels und zu den Auswirkungen von Kopfbällen auf Gehirnstruktur und -funktion sowie kognitive, sensomotorische oder vestibulookuläre Funktionen. Diese Untersuchungen bezogen sich sowohl auf das Kindes- und Jugendalter wie auch das Erwachsenenalter. Ein weiteres großes Feld waren die Diagnostik und Therapie von leichten SHT.
Detaillierte Informationen zu den präsentierten Projekten und Vorträgen können dem Tagungs­band "Leichte Schädel-Hirn-Traumata und Kopf­erschütte­rungen im Sport - Forschung und Transfer für die Praxis" (PDF, 2MB, Datei ist nicht barrierefrei) entnommen werden.

Während am Vormittag der Schwerpunkt auf der Darstellung wissenschaftlicher Erkenntnisse lag, folgte am Nachmittag in einem Vortrag von Prof. Dr. Tim Meyer (Universität des Saarlandes; Vorsitzender der Medizinischen Kommission des Deutschen Fußball-Bundes) der Perspektivwechsel hinsichtlich der Sportpraxis. In seinem Vortrag berichtete er über den Umgang des Fußballs mit Kopfverletzungen und Kopfballspiel.
Prof. Dr. Inga Katharina Koerte, Professorin an der Ludwig-Maximilians-Universität München und an der Harvard Medical School, blickte in ihrem Hauptvortrag "Internationale Entwicklung im Bereich Gehirnerschütterungen bei Nachwuchssportlerinnen und Nachwuchssportlern" über den Tellerrand Deutschlands hinaus und stellte ihre Erkenntnisse hinsichtlich der wiederholten Kopferschütterungen aus der Arbeit in internationalen Forschungsgruppen vor.

Das Bild zeigt sechs Menschen, die auf einer Bühne sitzen. Davor sitzen Menschen im Publikum. Podiumsdiskussion SHT-Veranstaltung Podiumsdiskussion
Quelle: Bundesinstitut für Sportwissenschaft

Bei der abschließenden Podiumsdiskussion war neben der Wissenschaft in Person von Prof. Dr. Koerte und Prof. Dr. Dr. Reinsberger auch die Sportpraxis mit Colin Grzanna, Head of Physical Performance des Deutschen Rugby-Verbandes und Prof. Dr. Meyer als Vorsitzender der medizinischen Kommission des DFB vertreten. Grzanna berichtete, dass erfreulicherweise im direkten Kontakt mit seinen Athletinnen und Athleten eine erhöhte Auseinandersetzung mit der Problematik festzustellen sei. Norbert Moser von der Verwaltungsberufsgenossenschaft als Versicherungsträger für Personen, die im bezahlten Sport tätig sind, begrüßte die verstärkte Forschungstätigkeit als einen Beitrag, das Risiko für leichte SHT sowie sich wiederholende Kopferschütterungen im Sport langfristig zu reduzieren.

Zahlreiche Wortbeiträge und Fragen aus dem Publikum belegten das große Interesse am Thema, veranschaulichten gleichzeitig aber auch, dass noch ein hoher Bedarf an langfristiger Forschung erforderlich ist. In der Gesamtschau waren sich alle einig, dass es auch zukünftig eine der wichtigsten Aufgaben ist, die Sensibilität und das Bewusstsein für das Thema zu erhöhen sowie offene Forschungsbedarfe interdisziplinär und abgestimmt anzugehen.

Eine Gesamtübersicht der BISp-geförderten Projekte bietet das Sportinformationsportal SURF.

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